Der im April 2025 geschlossene Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD formuliert ambitionierte Pläne für die deutsche Energiewende. Im Zentrum steht das klare Bekenntnis zur Klimaneutralität bis 2045, im Einklang mit den europäischen Klimazielen. Die neue Bundesregierung will insbesondere den Ausbau erneuerbarer Energien und Speicherkapazitäten deutlich beschleunigen. Dabei sollen alle verfügbaren Technologien einbezogen werden, von Sonnen- und Windenergie über Bioenergie und Geothermie bis hin zu innovativen Ansätzen wie Abwasserwärme, Höhenwindkraft und Wärmerückgewinnung. Ziel ist es, die bisherige Dynamik im Stromsektor auch auf die Bereiche Wärme und Verkehr zu übertragen.
Ein zentrales Vorhaben des Koalitionsvertrags ist die deutliche Senkung der Strompreise – um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde. Dieses Ziel soll durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden: die Reduzierung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß, eine dauerhafte Begrenzung der Netzentgelte, die Abschaffung der Gasspeicherumlage sowie ein vergünstigter Industriestrompreis für energieintensive Unternehmen. Diese Schritte sollen sowohl private Haushalte als auch die Industrie entlasten und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts stärken.
Allerdings bleibt die Frage offen, wie diese Entlastungen finanziert werden sollen. Fachleute warnen vor erheblichen Belastungen für den Bundeshaushalt – Schätzungen sprechen von bis zu 20 Milliarden Euro jährlich. Zugleich könnte die Rentabilität von Investitionen in solare Eigenversorgungsinken, wenn der Anreiz durch niedrige Strompreise abnimmt. Das könnte den Ausbau dezentraler erneuerbarer Energiequellen ausbremsen; ein zentraler Baustein der Energiewende.
Auch wenn der Koalitionsvertrag mit der Förderung von Mieterstrom, Bürgerenergie und Energy Sharing positive Impulse für Investitionen setzt, fordern Branchenverbände stabile und langfristige Rahmenbedingungen. Kurzfristige Entlastungen dürfen nicht auf Kosten der Planungs- und Investitionssicherheit gehen. Denn der dringend notwendige Ausbau von Stromnetzen, Speichern und digitalen Infrastrukturen erfordert langfristige Investitionen, und eine Politik, die verlässlich auf diese Ziele ausgerichtet ist.
Unterm Strich setzt der Koalitionsvertrag wichtige Signale für eine beschleunigte Energiewende. Ob daraus aber tatsächlich neue Impulse entstehen oder nur bekannte Versprechen wiederholt werden, hängt entscheidend von der Umsetzung ab. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob der Vertrag mehr ist als ein ambitioniertes Papier.